Die Gründung des Wiltzer Briefmarkensammlervereins

Im regen Vereinsleben der Stadt Wiltz galt es, im Rahmen der kulturellen Ver­eine eine Lücke zu schließen. Die Gründung eines Briefmarken-sammlerverei­nes entsprach einem Bedürfnis. Daß Interesse am Briefmarkensammeln in der Ortschaft Wiltz bestand, belegen die ungefähr 20 Sammler, die Mitglied der Union des Timbrophiles Luxembourgeois (U.T.L.) waren.

Die UTL, im Jahre 1890 gegründet, scharte Sammler aus allen Teilen des Landes um sich. Die UTL muß als geistiges Zentrum der Luxemburger Philatelisten angesehen wer­den. Nach und nach kam es zur Gründung mehrerer Ortsvereine, bis schließlich 1933 eine Föderation der Briefmarkensammler-vereine entstand, kurz F.S.P.L. genannt. Sofort wurde deren Anschluß ans Ausland bewirkt.

Am 19. März 1939 hielt nun die FSPL eine Propagandamanifestation in Wiltz ab. Ihr Ziel war, die Philatelisten im Norden des Landes enger aneinanderzuführen, ihnen einen Stützpunkt zu geben.

Die führenden Leute der FSPL, an ihrer Spitze Herr J.P. Heischbourg, Vorsitzender, trafen sich im Hotel Thilges, Besit­zer Ludig, mit Vertretern verschiedener Ortsvereine, dem Verschönerungsver­ein, dem Interessenverein, den katholischen Boyscouts, der Jugendherbergsorganisation Wiltz und zahlreichen privaten Interessenten, unter ihnen der geschätzte Wiltzer Geschäftsmann, Herr Erny Schaack.

Ein Briefmarken­sammlerverein sei für die Mitglieder in mancherlei Hinsicht von Vorteil. Man könne sich regelmäßig zum fruchtbaren Gedankenaustausch treffen und ganz besonders den Briefmarkentausch pflegen. Die Ortschaft Wiltz könne auch in touristischer Hinsicht von der Gründung eines solchen Vereines Nutzen ziehen. Die Verantwortlichen der FSPL konnten die Anwesenden auf jeden Fall über­zeugen. Auf Anhieb schlossen sich mehr als 20 Sammler zusammen. Den pro­visorischen Vorstand bildeten 5 Personen unter der Führung von Herrn Schaack.

Schon eine Woche später, am Sonntag, dem 26. März, traf man sich wieder im Hotel Thilges. Ein definitiver Vorstand bestehend aus den Herren Erny Schaack, Präsident, Mathias Lamesch, Schriftführer und Schatzmeister, Jos Pauly, J. Weis und Luden Weiland, Lehrer aus Nothum, als Beisitzende wurde einstimmig ins Amt eingeführt.

Der neue Verein wurde auf den Namen "Societe Philatelique Ardennaise", kurz Sophia getauft. Der Jahresbeitrag für Mitglieder betrug 12 Franken. Die regelmäßigen Versammlungen sollten am ersten Sonntag eines jeden Monats abgehalten werden. Diese Tradition lebt noch heute so weiter.

In der ersten, am 3 März abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung wurde laut Kassenbericht ein Überschuss von 607,05 Franken registriert. Während des Gründungsjahres ist die Mitgliederzahl von 21 auf 42 angestiegen. Einen besseren Start hätten die Verantwortlichen sich wohl nicht wünschen können.

Während der deutschen Besatzung und den Kriegsjahren war der Elan im Verein verständlicherweise etwas gebrochen. Die Aktivität beschränkte sich hauptsächlich auf das Verteilen der durch die Besatzung herausgegebene Briefmarken. Nach dem denkwürdigen Streik vom 31.08.1942 in Wiltz wurden die Versammlungen untersagt; trotz dieses Verbots trafen sich aber einige Unentwegte im Cafe Shinn.
Die erste Generalversammlung der Nachkriegszeit fand am 6. Mai 1945 statt. Der Verein schuf sein zweites philatelistisches Andenken. In den darauffolgenden Jahren hat die SOPHIA unter der Leitung von Erny Schaack und seiner Vorstandsmitglieder wieder fleissig weitergearbeitet.

Heute zählt die SOPHIA rund 100 Mitglieder; unter der Leitung des Präsidenten André Cornette ist es einer der aktivsten Vereine der luxemburger Philatelie. Wie die Vereinschronik zeigt, hat der Elan der SOPHIA nie nachgelassen und wird auch noch lange weiter bestehen.